Artischocken: beim Essen verhungert.

Artischocken: beim Essen verhungert.

Es soll Zeitgenossen geben, die behaupten, bis eine Artischocke gegessen ist, sei man verhungert. Doch es gibt viele gute Gründe, sich dem Herz dieser Pflanze zu nähern.

Der Artischocke werden wohltuende Wirkungen nachgesagt, mitunter, dass sie gut zum Abnehmen sei. Allerdings nicht, weil es anstrengend wäre, sie zu rüsten, sondern aufgrund ihrer Inhaltsstoffe. Der für sie so typische Bitterstoff Cynarin, der auch Namensgeber für einen leicht bitteren Aperitif ist, regt den Stoffwechsel an und hat eine verdauungsfördernde Wirkung.

Lassen Sie sich also nicht von scharfen Spitzen, an welchen man sich die Finger wund sticht, von quietschenden Blättern, bei denen man nicht weiss, von wo an man sie essen kann und auch nicht von einer dichten Barriere aus Stroh, welche das Herz der Pflanze schützt, von diesem frühlingshaften Genuss abhalten. Kaufen Sie einfach die kleinen, schlanken Artischocken, die der Italiener als Carciofi Spinosi kennt. Sie sind immer noch spitzig, knifflig – spinosi eben – aber den Aufwand wert.

Im Gegensatz zur grossen Schwester mit dem dicken Boden, die für die Pizza verwendet wird, haben die Carciofi Spinosi von Ende Dezember bis April ihre Saison. Achten Sie beim Kauf und vor allem auch beim Rüsten darauf, dass etwa zehn Zentimeter Stiel an der Blüte bleiben. Die äusseren Blätter der Artischocken abknicken, bis sich die inneren, helleren Blätter zeigen. Mit dem Rüstmesser die dunkelgrünen Stellen beim Stielansatz entfernen, dann den Stiel vorsichtig schälen und die stachlige Artischockenblüte etwa zwei Finger breit über dem Blütenboden wegschneiden. Falls es im Inneren etwas Heu hat, dieses mit einem Kaffeelöffel entfernen und die gerüstete Artischocke sofort in Zitronenwasser legen, damit sie nicht braun wird.

Jetzt muss der Entscheid gefällt werden, wie die Artischocken zubereitet werden sollen. Entweder auf römische Art mit vielen Kräutern wie flacher Petersilie, Basilikum und Pfefferminze, kopfüber in etwas Wasser und Olivenöl. So rund eine Stunde auf kleinem Feuer weich garen, bis zum Schluss alles Wasser verdunstet ist und sich die weichen Artischocken mit dem Olivenöl und den Kräutern vermählt haben. Oder – sehr viel purer – die Artischocken der Länge nach halbieren, ein paar Minuten in Salzwasser blanchieren und in der Bratpfanne mit etwas Olivenöl langsam karamelisieren lassen.

Auf römische Art als Vorspeise oder pur als Beilage zu kurz angebratenem Fleisch geniessen. Und Sie werden verstehen, weshalb es sich manchmal lohnt, etwas blutige Finger in Kauf zu nehmen, um so ein Herz zu erobern.