Fastenwähen: dekadente Fastenzeit

Fastenwähen: dekadente Fastenzeit

In Basel gibt es sie zurzeit in jeder Bäckerei: die «Faschtewaije». Und dank den Grossverteilern trifft man dieses Gebäck immer häufiger auch fernab des Rheinknies an. Aber was hat ein Buttergebäck mit Fasten zu tun?

Fastenwähe – wieso dieses Hefeteiggebäck so heisst, ist völlig unklar. Denn erstens hat es mit einem belegten Kuchen offensichtlich wenig gemein. Zudem findet sich die erste Erwähnung dieses typischen Basler Gebäcks erstmals in Akten des Klosters St. Clara aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, in einer Zeit also, als Basel längst reformiert war und kein Basler in der Vorosterzeit an das Fasten dachte.

Zwar schrieb die Ordnung der Zunft zu Brotbecken vor, dass die Fastenwähen nur in der Zeit zwischen dem Montag nach der Herrenfastnacht und Ostersonntag gebacken werden durften, was der katholischen Fastenzeit entspricht. Allerdings würde kaum ein Katholik ein Gebäck mit Milch, Butter und Malz, opulent gewürzt mit Kümmel, als Fastenmahlzeit bezeichnen. Zumal heute die Fastenwähen gern mit Käse oder Fleisch gefüllt als üppiges Sandwich genossen werden. Der Bezug zur katholischen Tradition liegt womöglich in der Form, denn die erinnert an eine Brezel, ein typisches Fastengebäck aus dem süddeutschen Raum.

So ungewiss die Geschichte und Namensgebung ist, so klar ist das Rezept. Aus 400g Weissmehl, jeweils einem Teelöffel Salz und Malzpulver, 25g frischer Hefe und wenig lauwarmen Wasser einen Vorteig machen. Sobald der aufgegangen ist, 2.5dl lauwarme Milch und 150g zerlassenen Angge – wie die Basler zur Butter sagen – dazugeben und alles zu einem Teig kneten. Nach einer guten Stunde im Kühlschrank aus dem Teig 15 kleine, ca 1.5cm dicke und leicht ovale Teiglaibe formen und auf dem Blech nochmals eine Stunde kühl stellen. Dann mit dem eigens dafür gemachten Fastenwähen-Eisen ausstechen oder mit einem Messer die typischen vier Schnitte in den Teig schneiden. Leicht auseinander ziehen, mit der Flüssigkeit aus zwei Eigelben und ein paar Tropfen Rahm bestreichen und mit reichlich Kümmel bestreuen. Eine Viertelstunde im 200 Grad heissen Ofen goldgelb backen und am gleichen Tag geniessen.

Und da die Basler auch nach Ostern nicht komplett auf diese Spezialität verzichten wollen, haben sie kurzerhand noch die Sunnereedli erfunden. Die kleine Version der Fastenwähe, knusprig gebacken, mundet Bebbis während des ganzen Jahres als Apéro-Gebäck.

 

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