Mann und Co.: Essen auf dem Zauberberg in Davos

Mann und Co.: Essen auf dem Zauberberg in Davos

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1912 besuchte Thomas Mann seine Frau Katia, welche im Waldsanatorium in Davos eine mehrmonatige Kur absolvierte. Diese drei Wochen Aufenthalt von Thomas Mann inspirierten ihn zum grossen Roman «Der Zauberberg». Heute ist das Waldsanatorium kein Kurhaus mehr sondern als Waldhotel ein Ort, an dem man sich aber immer noch hervorragend erholen kann.

Der Ort hat seinen ursprünglichen Stil bewahren können, an vielen Ecken im Haus wird man die Zeiten vor der Entdeckung des Penicillins und Medikamenten gegen Tuberkulose erinnert.

Wir wollten uns im Waldhotel zwar nicht erholen, aber mindestens kulinarisch verwöhnen lassen. Und waren daher im «Mann und Co.» zum Abendessen.

Das Prinzip ist relativ einfach: es gibt genau zwei Menus. Aus diesen beiden Menus kann man jedoch soviele Gänge bestellen, wie man mag und aus beiden Menus kann frei kombiniert werden.

Analog zu der Reihenfolge der Fotos oben hatten wir zuerst zwei separat servierte Grüsse aus der Küche, welche sich bestens dazu eigneten, sich auf das zu freuen, was da noch kommen wird. Richtig gestartet haben wir mit einem Südafrikanischen Kaisergranat mit Mango und schwarzer Quinoa. Ein Kaisergrant  ist keine Frucht sondern ein Zehnfusskrebs. Oder ganz einfach und landläufig gesagt: eine grosse Crevette. Dann ein Walnusssüppchen mit etwas Gänseleber und eine glasierten Stück Apfel. Danach Milken vom Davoser Kalb auf Milchreis (hätte nicht gedacht, dass ich das je freiwillig bestelle und sogar esse) und einem Kumquats-Confit.

Danach für die einen ein Nudelkissen (andere würden vielleicht Ravioli sagen) mit einem Petersilienpesto und Périgord Trüffel. Für die anderen ein Stück gebratener Wolfsbarsch mit einem Pulpomosaik. Und einer sphärischen Olive, welche sich als eine aus der Molekularküche stammende Verkapselung  von Olivenaromen entpuppte.

Nach einem kleinen Sorbet dann als Hauptgang ein (gemäss Aussagen der Service-Chefin 3 Tage geschmorte) Schulter des Josellto Ibérico. Also des als pata negra bekannten Halb-Wildschwein aus Spanien. Dazu ein Stück Rohschinken ebenfalls vom pata negra auf einer Tomaten-Chili Marmelade.

Vor dem Dessert liess es sich der Patiseur nicht nehmen, auch noch einen Gruss aus der Küche zu schicken. Danach je nach Lust und Laune Käse vom Wagen oder ein luftiges Toffee-Soufflé. Oder beides.

Das Schicksal des Hoteldirektors ist, dass er selber grosser Weinliebhaber ist, und er es sich nicht nehmen lässt, die Weine selber zu Menu auszusuchen und zu erklären. Dass er dann auch erst in’s Bett kommt, wenn alle gegessen haben, ist seine eigene Schuld… :)

Im Mann und Co zu essen ist kein günstiges aber sehr genussreiches Erlebnis. Für meinen Geschmack gab die deutsche Chefin im Service gleich zu Beginn vielleicht ein bisschen zu «viel Gas» in dem sie erklärte, dass sie für mehr als die 15 Gault Millau Punkte berufen sind. Danach kamen wir aber sehr gut miteinander zurecht. Ich persönlich habe mich gefragt, ob das Sorbet vor dem Hauptgang hätte sein müssen. Das war vielleicht zu Zeiten von Thomas Mann noch in. Aber heute?