Schwarzwurzeln: Die Spargel des armen Mannes.

Schwarzwurzeln: Die Spargel des armen Mannes.

Schwarzwurzel piattoforte

Wächst auch komplett unter der Erde, schmeckt aber total anders: die Schwarzwurzel.

 

Die Schwarzwurzel hat nicht nur einem irreführenden Namen sondern hat auch mit ein paar Vorurteilen zu kämpfen: dass sie kaum zu rüsten sei und langweilig schmeckt. Das erste stimmt nicht, wenn Sie vor dem Rüsten Ihre Hände mit etwas Olivenöl einreiben und so verhindern, dass der klebrige milchige Saft, der beim Rüsten ausritt, an Ihrer Haut haften bleibt. Und dass Sie aus Büchse oder unter einer Bechamel-Sauce uninteressant ist, liegt ja nicht an dieser Wurzel.

Vergessen Sie also alles, was Sie bisher gehört haben und überzeugen Sie sich selbst davon, wieviel diese Wurzel neben sehr vielen Nährstoffen zu bieten hat. Die Schwarzwurzel ist von Ende Oktober bis knapp in den Mai des Folgejahres zu haben. Sie sollte aber erst kurz vor ihrem Genuss vorsichtig aus der Erde gegraben werden, wo sie bestens überwintern kann. Nicht gemütlich finde es die Wurzel im Keller oder Kühlschrank, wo sie bald zu treiben beginnt. Wer sie unbedingt noch ein paar Tage lagern muss, gräbt sie am besten im Garten wieder unter ein bisschen Erde ein.

Nach dem Rüsten muss die elfenbeinfarbige Wurzel unverzüglich in eine Schüssel mit Zitronenwasser, sonst läuft sie augenblicklich schwarz an und macht ihrem Namen ungebührlich Ehre. Üblicherweise wird sie jetzt in Stücke geschnitten im Salzwasser blanchiert, bis das sie weich ist. Danach mit etwas frischen Schnittlauch, handgeriebenem Meerrettich, Olivenöl und milden Essig angemacht ergibt bereits ein sehr kalorienarmer aber schmackhafter Salat.

So wird sie noch etwas raffinierter: Die Schwarzwurzeln halbieren und mit der Schnittfläche nach unten in die Pfanne legen. Mit Wasser auffüllen, bis die Schwarzwurzeln zu etwa zwei Dritteln mit Wasser bedeckt sind. Drei Lorbeerblätter und ein Knoblauch zugeben und aufkochen. Köcheln lassen, bis das Wasser vollständig verdunstet ist, anschließend Hitze etwas reduzieren und anbraten, bis die Schwarzwurzeln rundum braun sind. Die Schwarzwurzeln fangen nach einiger Zeit an zu karamelisieren. In einer kleineren Sauteuse in etwas Butter eine fein gehackte Schalotte anziehen lassen und feine Streifen Federkohl dazugeben. Sobald der Kohl etwas von seiner Bissigkeit verloren hat ein paar Esslöffel weissen Balsamico hinzugeben und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Alles über die Schwarzwurzeln geben, ein mittel reifer Ziegenkäse darüber verbröckeln und mit ein paar gerösteten Haselnüssen anrichten. Diese Schwarzwurzel hat nichts mehr mit der traurigen Variante aus der Konservendose gemein, welche es früher mit ebenso traurigen Erbsli als Jägergemüse angepriesen wurde.