Für viele Leser von piatto forte ist das Thema Aeroepress wohl noch nicht so geläufig. Daher zuerst eine kurze Einführung. Die Aeropress ist ein quasi ein manuelles Kaffezubereitungsgerät. Er besteht aus einem Brühzylinder, einem Presskolben und einem Filterhalter, der an der Unterseite des Brühzylinders fixiert werden kann. In den Brühzylinder wird das Kaffeemehl gefüllt, mit Wasser aufgegossen und mit dem Presskolben wir der Kaffee schliesslich durch den Filter gepresst. Der Vorteil dieses Systems gegenüber anderen Kaffeezubereitungsarten ist, dass hier Wassertemperatur, Brühzeit und Druck individuell und auf den Kaffee und eigene Vorlieben abgestimmt werden kann.
Das Ziel der Meisterschaft besteht darin, aus den zur Verfügung gestellten Bohnen den besten Kaffee zu extrahieren. Also mit den Faktoren Mahlgrad, Kaffeemenge, Wassertemperatur, Brühzeiten, Extraktionsdauer und -druck so zu variieren, dass der Kaffee seine Merkmale am besten entfalten kann. An der ersten Schweizer Aeropress Meisterschaft wurde von der Kaffischmitte ein Arabica aus Ecuador der Finca Maputo geröstet. Es war das erste mal, dass diese eigentlich kenianisch Varietät in der Schweiz gebrüht wurde.
Die Wettkampfregeln sind relativ einfach: alle Teilnehmer lernen den Kaffee erst am Wettkampftag kennen, alle haben genau 200gr zur Verfügung, es stehen maximal 8 Minuten Zeit für die Zubereitung zur Verfügung und es muss mindesten 200ml Kaffee der Jury serviert werden. Die Jury degustiert blind, weiss also nicht, von wem der Kaffee gemacht wurde und zeigt ohne Worte und auf Kommando mit dem Finger auf die jeweils beste Tasse aus drei.
Vor dem Wettkampf hat also jeder Teilnehmer ein paar Stunden und knapp 150gr Kaffee zur Verfügung, um sein eigenes, aus seiner Sicht die Qualität des Kaffees am besten zur Geltung bringenden Rezeptes, zu tüfteln.
Da pro Runde immer 2 von 3 Teilnehmer ausscheiden, gehts relativ schnell. Von 27 Teilnehmern kommen 9 in’s Halbfinale und dann sind bereits die 3 Finalisten erkoren. An der Meisterschaft war quasi das Who-is-Who der Schweizer Kaffee-Szene vertreten. Da gab es zum Beispiel den hochkarätigen Wettkampf zwischen zwischen Raymond Place (Brewers Cup Meister 2013), Shem Leupin (Barista Meister 2013) und Gonzalo de los Reyes (Vize-Meister Cup Tasting 2014), welcher Shem Leupin für sich entscheiden konnte.
Janine Landolt, zweite der diesjährigen SCAE Baristameisterschaft und Siegerin der internationalen Tiroler Baristameisterschaft, Kai Keong Ng von Bear Brothers and Cow und ich schafften es ins Finale. Aus zahlreichen guten Tassen waren unsere also an diesem Tag die Besten. Verdient gewonnen hat schliesslich Kai und er ist damit der erste und neue Aeropress Champion der Schweiz. Janine und ich dürfen jetzt also für ein Jahr den Titel des Schweizer Aeropress-Vizemeister tragen.
Mein Rezept für diesen Kaffee war wie folgt:
– 15 gr Bohnen in mittlerer Mahlstärke von Hand auf der Skerton Handmühle gemahlen.
– Aeropress Inverted verwenden
– Den Papierfilter ausgiebig mit heissem Wasser waschen.
– 50 ml kaltes Wasser eingiessen. Sofort während 15 sec. rühren.
– Ziehen lassen bis 1 Min, nochmals 15 sec rühren.
– Ab Minute 2.5 langsam mit mit 80° heissem Wasser auf 220 ml auffüllen.
– Rühren bis Minute 3.5
– Filter abtropfen und aufschrauben.
– Ab Minute 4 langsam während 30 Sekunden durchpressen.
– Und – weil mir in jeder Runde ein paar Milliliter Kaffee fehlten (es müssen mindestens 200ml sein), mit wenig kaltem Wasser auf 200ml auffüllen.
Dass ich es bis in das Finale geschafft habe, zeigt, dass man kein Kaffeeexperte sein muss, um diese spezielle Art von Kaffee zu geniessen. Wer Lust, hat neue Formen von Kaffeegeschmack zu entdecken, dem sei das Ausprobieren und Tüfteln ausdrücklich empfohlen. Alle Utensilien, die es dafür braucht, kann man bei der Slow Coffee Crew beziehen.